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Vorschlag: Standardlastprofile für Post EEG-Prosumer

03. September 2020
 
Ein neu zu definierendes Standardlastprofil für Prosumer ist nach Ansicht der Politikberatung Agora Energiewende die passende Antwort auf das nahende Ende der staatlichen Einspeisevergütung für Photovoltaikanlagen. Zudem plädiert der Berliner Thinktank in seinem jüngsten Positionspapier zur anstehenden EEG-Reform dafür, die Regeln für den Eigenverbrauch bei kleinen Dachsolaranlagen zu vereinfachen.
 
Beides zusammen sorge dafür, dass der Prosumer-Betrieb von Ü-20-Solaranlagen in der Post-EEG-Ära aus Betreibersicht attraktiv bleibe, weil damit für diese kein wesentlicher Mehraufwand verbunden sei.
 
Ausgearbeitet hat Agora dieses Konzept mit den Beratern des Regulatory Assistance Project. Es handele sich um eine "pragmatische und schnell umsetzbare Lösung", so Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Der aktuelle Referentenentwurf zur Reform des EEG schränkt den Eigenverbrauch weitgehend ein. Er sieht vor, dass Anlagenbetreiber, die Strom zum Teil auf Eigenverbrauch setzen wollen, einen Smart Meter brauchen. Für Graichen zu teuer und den betroffenen Betreibern einfacher Kleinanlagen "nicht vermittelbar", wie er betonte.
 
Ferner sieht der EEG-Entwurf vor, dass Altanlagen-Prosumer künftig auf Direktvermarktung umstellen oder - für den Fall, dass dies die Anlage unwirtschaftlich macht - ihren Strom zum jeweiligen Marktwert komplett ins Netz einspeisen. Letzteres soll übergangsweise bis 2027 gelten. Bis dahin, so kalkuliert die Bundesregierung, werde der Fortschritt der Digitalisierung des Messwesens das aktuelle Smart-Meter-Problem lösen. Die verschiedenen Möglichkeiten der Direktvermarktung sind aus Sicht von Agora für private Betreiber kleinster Dachanlagen zu aufwendig und ein Argument für die Einführung eines neuen Standardlastprofils "Es darf - egal ob die Anlage alt oder neu ist - kein zusätzlicher Aufwand für Hausbesitzer entstehen. Hierfür sollten die Netzbetreiber ein neues Prosumer-Standardlastprofil erarbeiten und so dieses Kundensegment erfassen und abrechnen", heißt es in dem Papier.
 
Anpassung der Anreizregulierung als Schlüssel
Das Positionspapier empfiehlt, die einfache Bilanzierung für Post-EEG-Prosumer-Anlagen bis 7 kW ohne Speicher fortzuschreiben. Die neuen Prosumer-Lastprofile sollten demnach im Summenlastgang den Nettoverbrauch der Anlagenbetreiber widerspiegeln. Um Bilanzabweichungen zwischen dem Profil und dem tatsächlichen Verbrauch klein zu halten, müsse die Anreizregulierung entsprechend angepasst werden. Ferner sieht das Agora-Konzept vor, dass die Prosumer-Lastprofile jährlich aktualisiert werden. Außerdem sprechen sich die Autoren des Positionspapiers dafür aus, die aktive Bewirtschaftung der Differenzbilanzkreise einzuführen und diese zudem zu kontrollieren.
 
"Für Prosumer mit Speicher und E-Auto lohen sich Smart Meter"
Dabei sieht auch Agora selbst den Smart Meter schon jetzt als notwendigen Bestandteil von Prosumersystemen - allerdings nur für komplexere Systeme "Das Prinzip kommt an seine Grenzen, wenn jemand ein Elektroauto, einen Stromspeicher oder eine Wärmepumpe mit seinem eigenen Solarstrom betreibt", sagte Andreas Jahn vom Regulatory Assistance Project. "Diese Anwendungsfälle sind kaum in einer generellen statistischen Betrachtung zu fassen, führte er aus. Deshalb sei ein Smart Meter in einem solchen Fall notwendig. "Dann lohnt er sich aber auch", so Jahn.
 
Der Vorschlag von Agora ist nicht der erste, der die Existenz von Post-EEG-Anlagen sichern will. Auch der Edna Bundesverband Energiemarkt und Kommunikation hat einen Vorschlag für kleinere Aufdachanlagen unterbreitet. Entsprechende Vorschläge für alte Windkraftanlagen hatte das niedersächsische Umweltministerium gemacht.
 
 
Quelle: energate