Übertragungsnetzbetreiber passen Netzentgelte an
01. Oktober 2020
Die vier Übertragungsnetzbetreiber haben ihre vorläufigen Netzentgelte für das kommende Jahr veröffentlicht. Während Transnet BW, 50 Hertz und Amprion erhöhen, senkt Tennet die Netzentgelte im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Die Netzentgelte können bis zum Jahresende noch angepasst werden.
Ein wesentliches Element bei der Gestaltung der Netzentgelte für 2021 bildete die mit dem Netzentgeltmodernisierungsgesetz (Nemog) auf den Weg gebrachte Vereinheitlichung der Übertragungsnetzentgelte bis zum Jahr 2023. Seit 2019 enthalten die Netzentgelte einen bundeseinheitlichen Anteil, der bis 2023 schrittweise die Kosten aus dem Netzengpassmanagement unter den Netzbetreibern verteilt. So sind Ausgleichszahlungen zwischen den vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern erforderlich, damit die jeweilige Erlösobergrenze refinanziert werden kann. Der bundeseinheitliche Netzentgeltanteil macht im Jahr 2021 bereits 60 Prozent aus, der individuelle Anteil des Unternehmens noch 40 Prozent. Bei den Entgelten für das Jahr 2020 ist das Verhältnis noch umgekehrt.
Transnet BW mit Plus von zehn Prozent
Bei dem baden-württembergischen Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW steigen die Netzentgelte für das Stromübertragungsnetz zum 1. Januar 2021 voraussichtlich um 10 Prozent, kündigte das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart an. Als Kostentreiber erwiesen sich laut Transnet BW Investitionen für den Netzausbau. Sowohl im bestehenden Wechsel- als auch im entstehenden Gleichstromnetz treibe die Netzgesellschaft den Ausbau voran, hieß es. Ein weiterer Grund für den Anstieg seien die steigenden Kosten für die Aufrechterhaltung der Netz- und Systemsicherheit, vor allem für die Netzreserve und Redispatch. Mit Blick auf die Angleichung der Netzentgelte betont das Unternehmen aus Stuttgart, dass die individuellen Netzentgelte der Transnet BW zu den günstigsten Entgelten der vier Übertragungsnetzbetreiber zählen.
Sieben Prozent Aufschlag bei 50 Hertz
In seinem Netzgebiet, zu dem Hamburg, Berlin und die ostdeutschen Flächenländer zählen, erhöht der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz die vorläufigen Netzentgelte um durchschnittlich sieben Prozent, teilte das Unternehmen mit. Auch hier fließe das Geld überwiegend in den notwendigen Netzausbau. Weitere Gründe für die Entgelterhöhung sind laut 50 Hertz steigende Kosten beim Engpassmanagement sowie ein leichter Rückgang beim Stromverbrauch. Für die privaten Haushalte sei der Anstieg moderat und kaum spürbar, hieß es weiter. Ohne den nächsten Schritt zur Vereinheitlichung der Übertragungsnetzentgelte würde die Erhöhung nicht bei sieben, sondern bei zwölf Prozent liegen, so Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb bei 50 Hertz. In der mittelfristigen Perspektive rechnet er wegen den sinkenden Kosten für das Engpassmanagement mit ebenfalls sinkenden Netzentgelten.
Netzentgelte bei Amprion fast unverändert
Eine Erhöhung der Netzentgelte hat auch der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion angekündigt, auch wenn sie etwas moderater ausfallen soll. In der Höchstspannung erhöhen sich die Netzentgelte voraussichtlich um 1,1 bis 1,3 Prozent, in der Umspannebene sinken sie dagegen sogar um 0,2 bis 3,0 Prozent, teilte Amprion mit. Ohne die schrittweise Vereinheitlichung würden die Netzentgelte bei Amprion im Mittel um 7,4 Prozent in der Höchstspannung und um 7,7 Prozent in der Umspannebene sinken, merkte der Netzbetreiber an. Unter den gegenwärtigen Kalkulationsprämissen "leistet Amprion 2021 Ausgleichszahlungen an zwei Übertragungsnetzbetreiber", hieß es aus Dortmund weiter.
Tennet senkt Netzentgelte deutlich
Einzig der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat ab dem kommenden Jahr eine deutliche Reduzierung der Netzentgelte angekündigt. Demnach sollen sie voraussichtlich um 17 Prozent sinken. Rechnerisch würde ein Haushalt mit 3.500 kWh Jahresverbrauch statt mit 75 dann nur noch mit 62 Euro jährlich belastet. Zum einen konnte Tennet die Kosten für netzstabilisierende Maßnahmen, wie Redispatch und Windabregelungen im Bereich des Vorjahreswertes halten, auch wenn sie sich weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen. Mit den Inbetriebnahmen wichtiger Leitungen, wie Wilhelmshaven-Conneforde, der Mittelachse und dem Seekabel Nordlink zum Austausch norwegischer Wasserkraft mit deutscher Windenergie, habe Tennet wichtige Schritte beim Netzausbau gemacht, so Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. Die perspektivische vollständige Umstellung auf Ökostrom bedeute allerdings weiteren Ausbaubedarf für den Transport dieser Strommengen, insbesondere aus Offshore-Windenergiequellen.
Quelle: energate