Studie sieht Bedarf für deutlich mehr Solarenergie
21. September 2020
Zum Erreichen der Klimaziele könnten laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Ökostromanbieters EWS Schönau kleine Solaranlagen einen deutlichen größeren Beitrag leisten als bisher vorgesehen.
Der jährliche Zubau müsste sich dafür mehr als verdreifachen. Hintergrund der Studie ist die Frage, wie Deutschland seine Ökostromziele bis 2030 erreichen kann. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch soll dann 65 Prozent betragen. Zuletzt stockte allerdings der Zubau vor allem bei der Windenergie - unter anderem wegen langer Genehmigungsverfahren. EWS Schönau beauftragte dabei das Beratungshauses Energy Brainpool mit der Frage, welche zusätzlichen Beitrag Solaranlagen an oder auf Gebäuden leisten könnten.
Die Autoren kommen dabei zu dem Ergebnis, dass die installierte Leistung der kleinen PV-Anlagen bis 2030 auf 140.000 MW wachsen könnte, das sind rund 40.000 MW mehr als die Bundesregierung in ihren aktuellen Ausbauplänen vorsieht. Zum Vergleich: Derzeit sind rund 52.0000 MW Solarleistung in Deutschland am Netz. Anders als die Bundesregierung geht Energy Brainpool, wie viele andere Studien, von einem steigenden Stromverbrauch infolge der Sektorkopplung aus. Die Studie nimmt einen Wert von 670 TWh für 2030 an.
14.000 MW pro Jahr
Um das Ausbauziel zu erreichen, müsste der jährliche Zubau von schrittweise von 4.000 MW auf 14.000 MW ansteigen. Zum Vergleich: In Spitzenjahren wie 2011 oder 2012 lag der Zuwachs der Solarenergie bei 8.000 MW. Der Anteil der kleinen Solarenergie am Energiemix würde gemäß der Studie bis 2030 auf fast ein Fünftel steigen. Die Autoren betonen dabei, dass sich die vorgesehene Leistung technisch wie praktisch realisieren lasse. Änderungen braucht es an anderer Stelle:
"Um einen derart ambitionierten Zubaupfad realisieren zu können, müssen einige regulatorische Rahmenbedingungen angepasst werden", heißt es in der Studie.
Nötig sei etwa Planungssicherheit, in dem die Ausbauziele frühzeitig gesetzlich verankert würden. "Handwerk und Installateure müssen Bescheid wissen, was auf sie zukommt", betonte Studienautor Michael Claussner bei der Vorstellung in Berlin. Der förderfreie Zubau von Großanlagen müsse zudem erleichtert werden, etwa über einen CO2-Mindestpreis. Nötig seien Fördermittel dagegen für das Vernetzen von Kleinstanlagen. Als Beispiel nannte Claussner einen Zuschuss für die Installation eines Smart Meters. Nötig seien zudem Lösungen für Altanlagen. Diese sollten etwa einen leichteren Zugang zur Direktvermarktung erhalten. Die Studie spricht sich auch für eine Solarpflicht für Neubauten aus. Zudem solle Mieterstrom erleichtert und sogenannte Energy-Sharing-Möglichkeiten verbessert werden. Zu den Kosten für den zusätzlichen Solarausbau macht die Studie keine Angaben.
BDEW zurückhaltend
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae verwies bei der Vorstellung der Studie darauf, dass ein verfügbares Potenzial an Solarenergie noch nicht bedeute, dass dies auch gehoben werde könne. "Klar ist aber, in den Städten kann noch mehr passieren." Zu beachten seien dabei die Kosten, aber auch die Frage, welche Kapazitäten das Stromnetz bereithalte.
Quelle: energate