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Studie: Erneuerbare als Strompreisbremse

08. Oktober 2019
 
Ohne den Ausbau der erneuerbaren Energien wären die Stromkosten in der Vergangenheit deutlich höher ausgefallen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Auftrag des Ökostromversorgers EWS Schönau. In Zukunft könnte sich die Situation wieder ändern, warnen die Autoren.

Die Studie vergleicht auf Grundlage historischer Preisdaten der Strombörse Epex Spot ein fiktives Energiesystem ohne erneuerbare Energien mit dem tatsächlichen. Betrachtet haben die Autoren dabei die Jahre 2014 bis 2018. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass Verbraucher seit Beginn des untersuchten Zeitraumes 40 Mrd. Euro mehr für Strom hätten ausgeben müssen, wenn es keine Einspeisung aus erneuerbaren Energien gegeben hätte. Zurückgehend auf das Jahr 2011 summiere sich die Ersparnis sogar auf 70 Mrd. Euro.

Die nun vorgelegte Analyse ist eine Überarbeitung einer Untersuchung aus dem Jahr 2015. Sie war damals als Reaktion auf die Diskussion um die Strompreisbremse von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) entstanden. Dieser hatte die steigenden Stromkosten vor allem auf den seit 2009 schneller voranschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien zurückgeführt. Die Erneuerbarenbranche sieht sich seit jeher zu Unrecht am Pranger und verweist auf die paradoxe Situation, dass durch Vermarktung von Ökostrom die Großhandelspreise deutlich sinken, gleichzeitig die EEG-Umlage steigt, weil die Betreiber feste Einspeisetarife zugesagt bekommen haben. Zudem müssten alle Stromverbraucher über die Umlage die Kosten für die Ausnahmen für stromintensive Industriebetriebe finanzieren.

Strompreise insgesamt stabil
"Trotz der Erneuerbaren-Booms nach 2009 sind die Strompreise stabil geblieben", betonte Studienautor Jürgen Karl vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik bei der Präsentation in Berlin. Größere Anstiege habe es etwa in den Jahren bis 2008 gegeben, als der Ausbau von Sonne und Wind deutlich geringer war. Seit 2013 sind Endkundenpreise laut Studie nur um rund 0,7 Prozent gestiegen, auf zuletzt 29,5 Cent/kWh. Der Zuwachs der EEG-Umlage habe durch die preissenkende Wirkung der Erneuerbaren im Großhandel aufgefangen werden können.

In ihrer Analyse kommen die Autoren auch zu dem Schluss, dass das Angebot an fossilen Kraftwerken in Deutschland den vergangenen Jahren nicht gereicht hätte, um die maximale Nachfrage von rund 80.000 MW zu decken - obwohl seit 2012 einige neue Kraftwerke ans Netz gegangen sind, was zwischenzeitlich auch zu sinkenden Börsenstrompreisen geführt habe. Seit 2016 ging das Angebot an fossilen Kraftwerken durch geplante und ungeplante Stilllegungen jedoch zurück, die maximale Nachfrage habe dann nur mit zusätzlichen Stromimporten gesichert werden können. Deutlich steigende Strompreise seien demnach die Folge gewesen. Die Autoren nennen einen Wert von 39 Cent/kWh für Haushaltsstrom, der ohne die Einspeisung von Erneuerbaren angefallen wäre.

Das Argument, dass ohne die erneuerbaren Energien mehr fossile Kapazitäten aufgebaut worden wären, weisen sie zurück. Die Zurückhaltung der Investoren beim Neubau von Kraftwerken habe an der Unsicherheit nach der Liberalisierung, nicht aber an der Energiewende gelegen. "Die Analyse räumt mit dem Mythos vom Kostentreiber Energiewende auf", sagte Sebastian Sladek, Vorstand des Grünstromanbieters EWS Schönau.
 
Ab 2022 droht Lücke
Der Blick in die Zukunft fällt dabei düsterer aus. Durch den stockenden Ausbau der erneuerbaren Energien könnte es bald Versorgungsengpässe geben, so die Autoren, etwa wenn 2022 die letzten Kernkraftwerke und eine Reihe von Kohlekraftwerken vom Netz gehen. Ein längerer Betrieb sei auch wegen technischer Gründe bei vielen älteren Kraftwerken unwahrscheinlich. Ein stärkerer Einsatz von Gaskraftwerken werde sich zudem in den CO2-Emissionen niederschlagen. Das Fazit: Ohne drei bis vier Mal mehr Erneuerbare-Kapazitäten werden die Klimaziele im Energiesektor deutlich gerissen, die Strompreise zudem deutlich steigen.

Quelle: energate