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Forscher fordern eindeutiges Ziel bei Klimaneutralität

01. November 2019
 
Wissenschaftler mahnen eine frühzeitige Weichenstellung auf dem Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem an. Damit werde einem Wechsel in "teurere Transformationspfade" zu einem späteren Zeitpunkt vorgebeugt, lautet eine Erkenntnis einer neuen Studie des Forschungszentrums Jülich.
 
Hintergrund ist der von der Bundesregierung aktuell verfolgte Zielkorridor, der eine Treibhausgasminderung zwischen 80 und 95 Prozent bis 2050 vorsieht anstatt eines eindeutigen Ziels. Die Jülicher Forscher haben für ihre Studie Szenarien für beide Zielmarken berechnet. Das Ergebnis: Notwendige Maßnahmen für ein Erreichen des 80-Prozent-Ziels seien nicht zwingend erforderlich, um eine Minderung von 95 Prozent zu erzielen. "In Einzelfällen können sie sogar kontraproduktiv sein." Und: Werde nicht "von heute an" der Ausbau der Wind- und Solarenergie intensiv vorangetrieben, lasse sich das 95-Prozent-Ziel ohnehin kaum noch realisieren, so die Wissenschaftler.
 
2035 bedeutende Wegmarke
Einen besonderen Fokus haben die Studienautoren außerdem auf die Kostenseite gelegt. Hier bildet - in beiden Szenarien - das Jahr 2035 eine bedeutende Wegmarke: Für eine möglichst kostengünstige Energiewende sollten bis dato vor allem neue Windkraft- und Fotovoltaikanlagen gebaut werden. Konkret schlagen die Forscher vor, ab 2020 jährlich Windkraft im Umfang von 6.600 MW zuzubauen sowie 3.900 MW an Solarenergie. Zugleich müsse in dem Zeitraum die Energieeffizienz in allen Verbrauchssektoren massiv gesteigert werden. Danach gelte es, bis 2050 "rasch und entschlossen" alle noch auf fossilen Energieträgern basierenden Technologien in den Sektoren Industrie, Verkehr und Gebäude zu elektrifizieren oder auf den Einsatz von Bioenergie umzustellen. Zwar werde Deutschland auch künftig nicht ohne Energieimporte von zum Beispiel synthetischen Kraftstoffen oder Wasserstoff auskommen. Würden die genannten Maßnahmen jedoch ergriffen, könnten die Energieimporte in Zukunft sogar sinken.

Bis zu 128 Mrd. Euro Mehrkosten
Unterm Strich steigen die jährlichen Kosten für den Umbau der Energieversorgung bis 2050 der Studie zufolge stetig an. Für das Zieljahr 2050 erwarten die Autoren Kosten von rund 49 Mrd. Euro für das 80-Prozent-Szenario beziehungsweise rund 128 Mrd. Euro im Szenario mit 95 Prozent. Diese Zahlen entsprächen - bezogen auf das dann angenommene Bruttoinlandsprodukt - einem Anteil daran von 1,1 Prozent beziehungsweise 2,8 Prozent. Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass die Aufwendungen für Energieimporte 2018 bereits etwa 1,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betrugen. Insgesamt plädiert das Forschungszentrum Jülich dafür, das 95-Prozent-Ziel anzustreben, da nur das "annähernd Klimaneutralität bedeutet".
 
 
Quelle: energate