Erneuerbare untermauern Führungsrolle im Strommarkt
02. Juli 2020
Erneuerbare Energien haben im ersten Halbjahr 2020 mehr als die Hälfte der Nettostromerzeugung in Deutschland ausgemacht. Nach Berechnungen des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Ise) erreichten sie einen Anteil von knapp 56 Prozent.
Im Vorjahreszeitraum betrug ihr Anteil noch 47 Prozent. In Summe produzierten regenerative Energieträger in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 136 Mrd. kWh, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Zuwachs von 8 Prozent entspricht. Dabei entfiel mit 75 Mrd. kWh mehr als die Hälfte auf die Windenergie, auf die Photovoltaik als zweitstärkste Kraft knapp 28 Mrd. kWh.
Kohlestrom kaum noch wirtschaftlich
Die Kohleverstromung entwickelte sich derweil stark rückläufig. Braunkohlekraftwerke erzeugten demnach mit 34 Mrd. kWh etwa 36 Prozent weniger. Noch stärker fiel der Rückgang bei der Steinkohle aus, hier brach die Produktion um 46 Prozent auf 14 Mrd. kWh ein. Als Gründe nennt das Fraunhofer-Institut die gestiegenen Kosten für CO2-Zertifikate, die im Durchschnitt 21,91 Euro pro Tonne betrugen, sowie die gesunkenen Börsenstrompreise. So habe etwa der durchschnittliche Day-Ahead-Preis mit 22,93 Euro/MWh 38 Prozent unter dem Niveau der Vorjahreshälfte gelegen. Legt man einen Emissionsausstoß von 1 Tonne CO2 pro erzeugter MWh Kohlestrom zugrunde, so sei die Wirtschaftlichkeit von Kohlekraftwerken "kaum mehr gegeben", so das Fraunhofer Ise.
Profitieren konnten von der Entwicklung in Teilen die Gaskraftwerke, denen insbesondere die rückläufigen Gaspreise zugutekamen. Sie steigerten ihre Erzeugung im ersten Halbjahr um knapp 14 Prozent auf rund 28 Mrd. kWh, womit sie im Strommix gleichauf mit der Photovoltaik lagen. Derweil entwickelte sich wenig überraschend die Stromproduktion aus der Kernkraft rückläufig: 30 Mrd. kWh bedeuten eine Minderung um knapp 13 Prozent. In den Zahlen zur Stromerzeugung zeigen sich ebenfalls die Folgen der Coronapandemie, hebt das Fraunhofer-Institut hervor. So sei die Stromproduktion insgesamt gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um knapp 22 Mrd. kWh oder 8 Prozent auf 244 Mrd. kWh gesunken.
Kein Grund zur Freude für die Windenergie
Die Windkraftbranche warnte trotz der gewonnenen Anteile am Strommarkt vor Euphorie. Zwar steuere die Stromerzeugung aus Windkraft im laufenden Jahr auf einen neuen Rekord zu, doch Zubau und Genehmigungen stünden derzeit weitgehend still, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Bundesverbandes Windenergie (BWE) und des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Demnach sind in den ersten fünf Monaten nur 513 MW neue Windkraftleistung ans Netz gegangen. Hermann Albers, Präsident des BWE, sprach von einem Desaster. "Quer durch die politischen Ebenen braucht es einen neuen Aufbruch, um die Windenergie als tragende Säule der Energiewirtschaft der Zukunft zu verankern", appellierte er.
Quelle: energate