Erneuerbare profitieren von Coronakrise
29. Juli 2020
Die erneuerbaren Energien haben während der Coronapandemie ihre Position im deutschen Strommix nochmal deutlich ausgebaut. Sie kommen in den ersten sechs Monaten des Jahres erstmals auf einen Anteil von etwa 50 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2019 lag ihr Anteil noch bei 44 Prozent.
Dass Erneuerbare-Anlagen nun gut die Hälfte des deutschen Stroms produzieren liege auch daran, dass der Stromverbrauch aufgrund der Coronakrise in dieser Zeit insgesamt rückläufig war, teilte das Umweltbundesamt (Uba) mit und stützt sich dabei auf Zahlen der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik. Demnach haben die Erneuerbaren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent zugelegt und rund 138 Mrd. kWh Strom erzeugt (+10 Mrd. kWh).
Windenergie wichtigster Energieträger, aber immer noch unter Ausbaupfad
Insbesondere die Windenergie habe im ersten Halbjahr dieses Jahres eine "entscheidende Rolle bei der Stromerzeugung" eingenommen, hieß es vom Uba weiter. Sie sei mit deutlichem Abstand der wichtigste Energieträger im deutschen Strommix gewesen - vor Kohle, Erdgas, Kernenergie und allen anderen erneuerbaren Energieträgern. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Stromerzeugung aus Wind um etwa zehn Prozent auf über 73 Mrd. kWh, sodass die Windenergie über die Hälfte des erneuerbaren Stroms beisteuerte.
Die Stromerzeugung der Windparks auf See stieg im ersten Halbjahr auf rund 14 Mrd. Kilowattstunden (+18 %). Dies sei vor allem bedingt durch die Inbetriebnahme neuer Offshore-Windparks in der zweiten Hälfte des Vorjahres (+870 MW). 2020 sei bisher erwartungsgemäß mit 230 MW nur relativ wenig neue Leistung hinzugekommen. Insgesamt kommt die Offshore-Windkraft damit auf eine installierte Leistung von rund 7.700 MW. Die Onshore-Windstromerzeugung habe wiederum stark vom ungewöhnlich windreichen Februar profitiert. Obwohl die Stromerzeugung den Angaben zufolge in den übrigen fünf Monaten nahe bei oder sogar leicht unter den Werten des Vorjahres lag, stieg die Stromerzeugung insgesamt um rund neun Prozent auf 59 Mrd. kWh an. Der Zubau neuer Windkraftanlagen an Land blieb im ersten Halbjahr 2020 ungefähr auf dem niedrigen Niveau der zweiten Jahreshälfte 2019 und sei "damit deutlich unter dem angestrebten Ausbaupfad", so das Uba. Total kommen die Windräder an Land derzeit auf eine Leistung von rund 53.800 MW.
Zum guten Ergebnis habe aber auch die Stromerzeugung aus Photovoltaik mit etwa 28 Mrd. kWh produziertem Strom beigetragen (+3 Mrd. kWh). Ein "kräftiger Zubau" neuer PV-Anlagen im Vorjahr sowie anhaltend sonniges Wetter - besonders im April und Mai - seien hierfür verantwortlich gewesen, hieß es. Dabei sei die installierte Leistung der Solaranlagen im ersten Halbjahr 2020 in einer ähnlichen Größenordnung wie im Vorjahr gestiegen, nämlich um 2.245 MW. Insgesamt kommen die solaren Anlagen nunmehr auf über 51.000 MW Leistung.
Biomasse, Wasserkraft und vor allem Geothermie fristen Nischendasein
Auf den hinteren Plätzen im deutschen Strommix rangieren dagegen weiterhin Biomasse, Wasserkraft und Geothermie. Biomasse und biogene Abfälle haben im ersten Halbjahr 2020 eine Strommenge von knapp 26 Mrd. kWh erzeugt. Aus Wasserkraft entstammten 11 Mrd. kWh und damit in etwa so viel Strom wie im Vorjahr. Die Geothermie trägt mit etwa 0,1 Mrd. kWh weiterhin nur marginal zur Stromversorgung bei.
Quelle: energate