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Energiewende bleibt weltweit eine Stromwende

16. Juni 2020
 
Die Politik ist beim Thema erneuerbare Energien zu sehr auf den Stromsektor fokussiert. Nur wenige Länder haben feste Vorgaben für den Einsatz von Grünstrom in anderen Sektoren erlassen. Das Erneuerbaren-Netzwerk REN 21 fordert eine Trendwende, um die Klimaziele noch zu erreichen. 
 
Dass der Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit vorankommt, liegt laut REN-21-Geschäftsführerin Rana Adib unter anderem an politischen Vorgaben in immer mehr Staaten. "Fast 50 Länder haben eine installierte Leistung von Erneuerbaren von mehr als einem Gigawatt. Schwellen- und Entwicklungsländer holen massiv auf", sagte Adib zu energate. Erneuerbare seien überall wettbewerbsfähig. Adib verwies auf technologieoffene Ausschreibungen in Brasilien, in denen sich Wind- und Solarenergie durchgesetzt hätten, weil sie die günstigste Lösung gewesen seien. Seit 2019 hat zudem die Zahl der Direktlieferverträge (PPAs) für Grünstrom weltweit um 40 Prozent zugenommen.
 
Allerdings bleiben die Erfolge auf den Stromsektor beschränkt. Nur zehn Prozent der Energie im Wärmebereich stammen weltweit aus regenerativen Quellen, im Verkehrssektor sind es nur drei Prozent. REN 21 führt dies auf fehlende politische Rahmenbedingungen zurück. "46 Länder haben Ziele für den Transportsektor und 49 für den Wärmesektor, was den Einsatz von Erneuerbaren angeht, bei Strom sind es 166", so Adib. An diesem Verhältnis habe sich seit 2018 nichts geändert. Die guten Ergebnisse der erneuerbaren Energien im Strommarkt zeigten, welcher Weg zum Erfolg führe: "Klare Ziele setzen, Strategien vorgeben und die passenden Rahmenbedingungen schaffen. Dann sehen wir automatisch Marktentwicklung, Innovationen und Kostenreduktionen."
 
Struktureller Wandel notwendig
Die Spielregeln stimmen laut REN 21 nicht für alle Sektoren. "Weder sind Energiemärkte überall liberalisiert, noch sind die tatsächlichen Kosten fossiler Energieträger eingepreist", so die REN-21-Geschäftsführerin. Sie fordert radikale Maßnahmen. "Es reicht eben nicht, nur Erneuerbare zu unterstützen. Es braucht einen strukturellen Wandel", so Adib. Die aktuelle Situation, in der weltweit über Konjunkturprogramme infolge der Coronapandemie diskutiert wird, biete dazu eine gute Gelegenheit. Nötig sei ein Mix aus fördern, verbieten und einer Verbindung von Erzeugern und Verbrauchern. Als Beispiel nannte sie Österreich. Dort ist die Kaufprämie für ein Elektroauto mit dem Abschluss eine Ökostromvertrages verbunden. "Das ist eine sehr effektive Maßnahme", so Adib.
 
Wasserstoff nur eine Lösung
Adib ging zudem auf den derzeit als Hoffnungsträger für die Dekarbonisierung gehandelten Wasserstoff ein. "Grüner Wasserstoff ist eine Lösung, aber nicht die Einzige", betonte sie. Bis dieser zu wettbewerbsfähigen Preise verfügbar sei, brauche es aber noch Zeit. "Das Problem ist, dass wir keine Zeit haben", betonte Adib. Es sei daher wichtig, bereits verfügbare Technologien auszubauen, etwa Solarthermie, Bioenergie oder Wärmepumpen im Wärmemarkt.
 
 
 
Quelle: energate